Ethik und Versicherung

Abstract

Ethik und Versicherung stehen in vielfaltigen Wechselbeziehungen zueinander. Ethik sucht als philosophische Disziplin nach Kriterien fur gutes und schlechtes Handeln. Versicherung gerat oft in Konflikte,
weil gewisse wichtige bzw gute Handlungen nicht als solche erkannt werden. Aber auch der Umstand, dass die Qualifizierung einer Versicherung mit „gut” und „schlecht” vom jeweiligen Standpunkt des Betrachters abhangt, erschwert eine objektive Beurteilung.
Zu beachten ist in diesem Zusammenhang, dass gesellschaftspolitische oder religiose Stromungen unterschiedliche Standpunkte zur Versicherung vertreten. Religioser Fundamentalismus etwa sah bis Ende des 18. Jahrhunderts in Versicherung ein unerlaubtes Eingreifen in die Plane Gottes (Verhinderung der Gottesstrafe). Die Reprasentanten der Aufklarung des 17./18.Jhs hingegen erblickten in Versicherung eine Form grenzuberschreitenden Aufbruchs aus struktureller Unmundigkeit und tragem Fatalismus. Versicherung als aufgeklartes Verhalten gegenuber Unglucksfallen bedarf der fortwahrenden Energiezufuhr aus frischen Quellen des wachsamen Geistes, um nicht zu versickern. Auch gibt es stes temporare und/oder lokale Bedrohungen aufklarerischer Errungenschaften. So liefert die Versicherungsgeschichte Beweise, dass die unsichtbare Ware Versicherung in jeder Epoche spezifischen Formen der Missdeutung und des Missbrauchs ausgesetzt ist. Die Wechselbeziehungen zwischen Versicherern, Versicherten und den ethischen Herausforderungen der Branche mussen deshalb stets neu behandelt und beantwortet werden.